Andere Alemänner und -frauen

Alemänner der „Nach-Magdeburger-Zeit“

Inhalt:
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Anmerkung zum Genealogenstreit

Hier werden in loser Folge Biographien von Mitgliedern der Familie Alemann vorgestellt.

Bisher sind es zwei:

die Malerin Marie von Alemann und
Philipp von Alemann, der im Jahr 1999 die Wiederbelebung der Stiftung anstieß

Es wurde auch eine Dokumentation angefügt zum unten besprochenen Genealogenstreit (Johann Ernst Alemann betreffend)

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Auf dem Banner ist zu sehen (v.l.n.r.)

Dr. Jakob Alemann (1564-1630), Assessor des Schöffengerichts, Halberstädter Rat und Kanzler, Schwiegervater von Otto von Guericke und Schwager von Johann Alemann, Stammvater der österreichischen und preußischen Linie der Familie Alemann,

Johann Egidius von Alemann ()1655-1719), Freiherr, lebte zuletzt in Schmiedeberg/Sachsen, August der Starke ernannte ihn zu seinem Wirklichen Geheimrat und obersten Direktor des Bergwesens. Als Diplomat war er wiederholt an fremden Fürstenhöfen, besonders am kaiserlichen Hofe in Wien. Sein Freiherrenbrief und einige weitere Schreiben sind im Besitz der Familie.  Für ihn hat Urban Gottfried Siber das lateinische Werk „De illustribus Alemannis, imprimis iis quos Magdeburgum ob nobilitatem gentis … ad se recepit atque diffudit. Leipzig 1710“ erstellt, das als Kopie vorliegt.

Johann Ernst von Alemann (1683-1757), preußischer General unter Friedrich dem Großen, sein Testament ist im Besitz der Familie, soll von Eberhard von Alemann fälschlich den Magdeburger Alemännern zugeordnet worden sein.

Wilhelm August Alemann (1728-1784), Königlich kurfürstlicher Hofrat,
Hofgerichtsassessor und Konsistorialrat, Praeses des Armenkollegiums, Bürgermeister der Altstadt von Hannover, Als Stadtoberhaupt
engagierte sich Alemann für die Reform des Armenwesens und die Förderung von Einrichtungen für Bedürftige. Man schreibt ihm die Gründung des Entbindungshauses mit Hebammenlehranstalt, aus der die spätere Landesfrauenklinik hervorging, zu. Zwei Jahre vor seinem Tod ließ Alemann ein Armen- und Werkshaus am Steintor errichten., nach ihm wurde die Alemannstraße und die Alemann-.Grundschule in Hannover benannt; er wurde auf dem St. Nocolai-Friedhof beerdigt (vgl. Broschüre, S. 45); soll sich aber wegen das Adelsltitels die Verbindung zur Magdeburger Patrizierfamilie erschwindelt haben mit einem gefälschten Stammbaum, den Eberhard von Alemann dann als Beweis seiner Zugehörigkeit zur Magdeburger Familie verwendet hat (s. meine Anmerkungen unten).

Wilhelm Andreas von Alemann, Freiherr und kuk Generalfeldzeugmeister, in der Zeit, als das Habsburger Reich Venetien regierte, Stadt-und Festungskommandant von Venedig (1797-1881), er wohnte in einem Palais am Lido (heute Hotel Metropole), wo auch drei seiner Töchter geboren wurden.

Friedrich Adolf von Alemann, Oberförster in Altenplatow/Genthin. Er war ein Pionier in der Eichenzucht auf sandigen Böden und nach im ist der von ihm über Jahrzehnte bewirtschaftete Alemannforst benannt. Im Besitz der Familie befindet sich ein Brief (Kopie) von Otto von Bismarck an Friedrich Adolf, in dem dieser jenen um Rat fragt.

Hans (Doros) von Aleman, mit Ehefrau Mary, geb. Rhode, war ein Sohn von Friedrich Adolf von Alemann, er wandelte des Gesamthandlehn der Familie in eine Lehnsstiftung um, er war auch der Verfasser der Denkschrift zur Familie Alemann

Dr. Eberhard von Alemann, kuk Generalmajor, Kurator der österreichischen Linie in der Lehnsstiftung und Verfasser der Familiengeschichte

Martin von Alemann, mit Ehefrau Dorothea, geb. von Woedtke, Sohn von Hans Dorus und Erbe der Stiftung, zahlte mit seinem Brüdern die österreichische Linie aus und verkaufte die meisten Lehnsgrundstücke, um ein Teilgut (Erbhof) in Klein Hindenburg bei Osterburg zu erwerben, das dann 1845 enteignet wurde.

Anmerkung zum Genealogenstreit

In Wikipedia wurde kürzlich ein Eintrag zur Familie Alemann erstellt, vermutlich im Zusammenhang mit einem Wiki-Projekt zu den Magdeburger Straßennahmen. In diesem Eintrag wurde Johann Ernst von Alemann als bekanntes Mitglied der Familie genannt. Das war Anlass für einen Wikipedia-Autor, eine Korrektur einzufügen, die das bestritt. Der Korrektor beruft sich auf einen Aufsatz von Hans von Müller: Johann Ernst Tiemann in Ravensburg und Minden, in: 53. Jahresbericht das historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg zu Bielefeld, 1939, s.16ff, der nebenbei auch die Familie Alemann, bzw. die Zuordnung der westfälischen Alemänner zur Magdeburger Patrizierfamilie vehement bestritt, um die westfälischen Alemänner als ortsansässiges „Geschlecht“ darstellen zu können.

Dieser Artikel hat einen stark polemischen Einschlag, da Eberhard von Alemann als Jesuitenschüler und Vergewaltiger der Genealogenehre geschildert und August Wilhelm Alemann als Betrüger dargestellt wird.

Der angeblich gefälschte Stammbaum (Österreichisches Staatsarchiv, AT-OeStA/AVA Adel RAA 5.8 Aleman, Wilhelm August, kurbraunschweigischer Hofrat, Adelsbestätigung, Wappenbesserung, 1783.04.24

Dennoch muss man sich wohl mit dieser These befassen. Den obigen Stammbaum habe ich dem Internet entnommen und in dieser Form ist er in der Tat nicht sehr überzeugend, da Johann Alemann als westfälischer Burggraf firmiert und auch ein Bernhard sich so nicht in dem Stammbaum findet, der von uns als Basis benutzt wird (Sippenheft 3, S.168ff)  . Dort folgt auf Johann Alemann (1596-1636) Johann Albrecht (1633-1699), dann Anton Engelhardt, dann Albert Engelhardt, dann Wilhelm August.

Die Betrachtung des Stammbaums, den das österreichische Staatsarchiv digitalisierte, ist nur ein erster schneller Versuch meinerseits, der Sache nachzugehen. Das schwache Glied der Kette ist Johann Albrecht, der in London verschollen gewesen sein soll, dann aber doch als Burggraf in Westfalen wieder aufgetauchte. Erst kürzlich sind die Unterlagen gesichtet worden, die im Erbe von Martin von Alemann enthalten sind. Dort findet man dann die oben genannten Dokumente. Es wäre schon möglich, dass der General Eberhard von Alemann, der sich sehr für die „Kriegstaten“ seiner Vorfahren interessierte, den preußischen General in die Genealogie einbinden wollte und daher dem Hannoveraner Bürgermeister allzu gern glaubte..

Der hier thematisierte Streit ist nicht der einzige in jener Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg , in der sich die Familie a) in alle Welt verstreute und b) das Gesamthandlehen dennoch auf alle Lehnsberechtigten verteilt werden musste. Denn die Nutznießer des Gesamthandlehns waren ja wohl eher an einer Einschränkung des Kreises der Berechtigten, also an „Verschollenen“ interessiert. Der Nachweis, dass der Sohn eines  Alemann, Johann Friedrich (1663-1713) Anspruch auf einen Anteil an den Lehnseinkünften hat, wurde ebenfalls mit dem Argument abgewiesen, dass dessen Vater in London „verschollen“ sei. In einem Schreiben, das damals an die anerkannten Lehnsberechtigten versandt wurde, heißt es in einem beigelegten Diagramm, der Sohn, also der Antragsteller habe sich „heimlich aus dem Staube“ gemacht, als er sich legitimieren sollte, und habe „nachhero weiter nicht von sich mercken“ lassen. So Eberhard von Alemann in seiner Familiengeschichte (S.245).  Der Briefschreiber irrte sich, denn mit diesem Sohn beginnt die Kaskade von Prozessen, die sich bis ins 19. Jahrhundert zogen.

Hans Dorus v. Alemann schreibt in seiner Denkschrift (S.37f), dieser Johann Friedrich sei der einzige gewesen, der damals wirklich ernsthaft sein Interesse an dem Gesamtlehen angemeldet habe, der sich daher massiv mit dem Gebaren der in Magdeburg residierenden Alemänner und mit den Bevollmächtigten der Familie, den Nachkommen von Otto von Guericke befasst habe.  Es scheint,  dass weder die westfälische, noch die ungarische Linie ein großes Interessen an den Lehnsachen  hatten. Sie waren wohl eher glücklich, dass (dank der Bemühungen der Guerickes und der Alemänner vor Ort) überhaupt noch was, von dem Lehen übrig war, wenn sie denn überhaupt Kontakt mit der Vergangenheit suchten – außer in ihren Bemühungen, den Adelstitel von 1602 bestätigt zu bekommen.

Warum soll also besagter Johann Albrecht in dieser Zeit nicht unbemerkt von London nach Westfalen zurückgekommen sein?  Manches spricht erstmal dafür, dass Eberhard von Alemann nach dem Studium der Prozessakten zu den vielen Streitsachen unter den Alemännern, sowie zwischen diesen und den Guerickes gute Gründe hatte, Wilhelm August zu glauben, auch wenn jener Stammbaum, den ich zufällig gefunden habe und oben im Bild zeige, nicht für genealogische Präzision (oder aber für einen andere Wahrheit) spricht.

Wer immer diesen Streit in diese oder jene Richtung lösen will, wird wohl noch einmal die Quellen studieren und neue Quellen suchen müssen. In unserer Familie findet sich gegenwärtig niemand, den es drängt, dies zu tun. Der Letzte, der um die „Richtigkeit“ der Genealogie kämpfte, war Hans-Heine von Alemann, einer der Söhne von Martin von Alemann.  Er ist aber seit Jahren verstorben. Alles, was für die Antwort in der hier zur Debatte stehenden Frage entscheidend ist, hängt davon ab, ob der Hannoveraner Alemann ein Betrüger oder aber wirklich ein UrUrUrenkel des „Verräters“ Johann Alemann und der Neffe des Freiherren Johann Ernst gewesen ist.

Ich bin nicht überzeugt, dass die Polemik des Hans von Müller wirklich ins Schwarze traf. Ich halte mich daher lieber an die Linie, die auch durch die Genealogie der Zieringer (Sippenheft 3)  bestätigt wird. … im Übrigen: auch der Herr von Müller könnte von einer Magdeburger Ratsfamilie abstammen, denn diese gab es wirklich! …