Unsere Familiengeschichte im Buch:
Das Werk Geschichte des Geschlechts von Alemann von Dr. Eberhard von Alemann (1856-1925) stellt heute die wichtigste Quelle der Geschichte der Familie Alemann dar. Das gilt um so mehr, da große Teile des Alemannschen Familienarchivs seit dem zweiten Weltkrieg verloren sind. (Beutekunst / Lostart)
Eberhard von Alemannn war sein Leben lang Soldat und zuletzt General der Habsburger-Monarchie. Seine Interessen und Fähigkeiten waren aber breit gefächert. In einem Brief vom 6.7.1899 schrieb der allzu strenge, neunzehn Jahre jüngere Martin v. Alemann (1875-1958) an seine Tante Anna:
Vetter Eberhardt ist am Montag früh schon wieder abgefahren. …
Wir haben ihn als einen sehr netten Menschen kennen gelernt: ursprünglich, lebhaft, liebenswürdig, herzlich, gemütlich und leider, wie die meisten Österreicher etwas formlos und nachlässig. Dies kommt wohl von seiner Erziehung: er hat schon mit 11 Jahren seine Eltern verloren, ist dann in katholischen Klöstern erzogen worden, hieran vom 16. – 18. Lebensjahre Jesuitenschüler in Böhmen, Paris und London gewesen. Dann nach Österreich zurückgekehrt, wurde er als gemeiner Soldat, da er das Abiturientenexamen noch nicht gemacht hatte, eingezogen. Er mußte 1 1/2 Jahre als solcher dienen, bevor es gelang, ihn in eine Kadettenschule zu bringen. Nach 1 1/2 jährigem Aufenthalt in derselben kam er wiederum in die Armee und wurde erst nach 2 1/2 jähriger Fähnrichszeit Offizier. Als Rekruten-offz. machte er dann sein Abitur Ex{amen} nach, heiratete darauf, wurde dann – als Oberleutnant – Dr. der Philosophie und bestand das Privatdocentenexamen für neue Sprachen auf der Prager Universität.
Eberhard von Alemann übernahm 1899 im Alter von 43 Jahren die Aufgaben des Kurators der österreichischen Linie in der Lehnsstiftung, die 1879 auf Betreiben von Hans-Dorus von Alemann gegründet wurde. Als Kuratoren dieser Stiftung standen Hans-Dorus und Eberhard v.A. in der Tradition des Seniorats, das (vor der Abschaffung der Lehnsverbände und vor der Umwandlung der Lehen in Privateigentum) das alte Gesamthandlehen der Familie für alle gemeinsam zu verwalten hatte.
Eberhard schrieb am 31.3.1900 aus Raab an Hans-Dorus von Alemann:
Gestern erhielt ich die Verständigung vom Amtsgericht zu Magdeburg, daß Du, hochverehrter Vetter, die Curatorschaft an Deinen Sohn Martin übertragen hast.
Zu meinem innigen Bedauern erfuhr ich von diesem Deinem Sohne, daß Deine andauernde Kränklichkeit Dich zu diesem Schritte veranlaßte. …
Anläßlich Deines Scheidens aus der Curatorschaft drängt es mich, hochverehrter Vetter, Dir, als ältester von Alemann in Österreich, einige Worte des Dankes zu sagen, für alles was Du für die Familie gethan. Zu einer Zeit, wo wir unmündige Kinder waren, elternlos, von den anderen Familianten kaum dem Namen nach gekannt, hast Du, hochverehrter Vetter, auf der altehrwürdigen Heimaths‑Scholle unserer Vorfahren an Stelle des zusammengebrochenen Lehnsbesitzes, einen neuen Bau aufgeführt, die Familien‑Lehns‑Stiftung, Dein ureigenstes Werk.
In weiser Voraussicht der kommenden Dinge schufest Du eine Institution, geeignet den Nachkommen behilflich zu sein, in der Gesellschaft sich Stellungen zu schaffen, würdig unseres alten Namens. Du hast Dir, hochgeschätzter Vetter, damit einen würdigen Denkstein gesetzt, und dankbar werden Deiner gedenken die Alemänner, welche so Gott will die Wohlthaten der Stiftung, Deines Werkes, genießen werden.
Die edlen, wahrhaft adligen Worte, welche Du in Deiner Denkschrift uns zugerufen, sind, wolle dessen versichert sein, bei mir und meinen Brüdern auf keinen unfruchtbaren Boden gefallen, und sollen, hoffen wir es, auch den späteren Generationen als Leitstern dienen.
Mit Begeisterung denke ich an Magdeburg, und mit dankbarer Anhänglichkeit an Seehausen. Art läßt nicht von Art, und so bin ich überzeugt, daß ich bei der Verwaltung der Stiftung mit Deinem Sohn Martin stets im besten Einvernehmen verwandtschaftlichen in guter althergebrachter adliger Sitte verkehren werde.
Gott lasse Dich, lieber hochgeschätzter Vetter, noch einen schönen Lebensabend genießen.
Ich verbleibe in unwandelbarer Hochschätzung
Dein ergebener Vetter Eberhard von Alemann
(aus den von Hans-Heine von Alemann abgetippten Briefen, die zum Deposition der Familie im Magdeburger Stadtarchiv gehören)
Martins „Vetter“ war also wohl eher dessen Onkel, denn dessen Vetter Hans-Dorus, Martins Vater, verstarb im gleichen Jahr im Alter von 66 Jahren.
Die Interessen des 25-jährigen Sohnes entsprachen aber nicht dem hohen Anspruch des Vaters, die der Onkel so begeistert aufnahm. Nur bis zum Tod des k.u.k.-Generals Eberhard von Alemann (1925) blieb die Stiftung mit veränderter Satzung weitgehend unangefochten bestehen, so dass 1912 – nach den Hochzeiten von Hans und Martin, den Söhnen von Hans Dorus – der Druck der Familiengeschichte noch durch diese finanziert werden konnte.
Nach dem Tod von Hans Dorus wollte Eberhard die Denkschrift eigentlich nur für eine Neuherausgabe überarbeiten. Er fand aber – auch dank des Stadtarchivars Dr. Neubauer – so viel Stoff, dass es jene große Familiengeschichte wurde, die hier vorgestellt wird.
An seine treue Zuarbeiterin Anna von Alemann schrieb er 16. 12. 1903 aus Preßburg (heute Bratislava) nach Stendal:
Mich hat es oft und tief geschmerzt, daß unsere Familie in modernen Sammelwerken förmlich totgeschwiegen wird, obwohl doch viele Mitglieder derselben sich um Vaterstadt oder Vaterland in hervorragender Weise verdient gemacht haben und in den Sammelwerken früherer Jahrhunderte diesen Familianten viele Spalten, ja seitenlange Notizen gewidmet haben. Erst unlängst tat der Obersthofmeister unseres Erzherzogs Graf St. Quentin, dem ich auf sein Verlangen die Familiengeschichte kurz skizzierte, die Äußerung; „Solche Familien wird es nicht viele geben“.
Ich habe mir eine Art Rehabilitierung der Familie zur Lebensaufgabe gemacht. Leider finde ich wenig Unterstützung und immer heißt es wieder warten und warten.
Das Buch ist dann 1912 erschienen, gedruckt durch die Faber’sche Buchdruckerei Magdeburg, vermutlich mit einer Auflage von 100 Stück.
Die noch vorhandenen Bücher wurden von Generation zu Generation weitergegeben, ein paar Exemplare liegen auch in der Bibliothek und dem Stadtarchiv von Magdeburg . Eines davon , das Exemplar II/32, signiert von Hans-Heine von Alemann, wurde gescannt. Die Bilder und darin abgebildete Texte dürfen uneingeschränkt für private und nicht kommerzielle Zwecke genutzt werden. Bei Veröffentlichung von Bildern oder entnommenen Texten oder bei der Weitergabe der Dateien ist eine Nennung dieser Webseite und kurze Nachricht per E-Mail erwünscht.
Auf S. 392 ff findet man eine von Eberhard von Alemann verfasste Beschreibung des Lebens von Eberhard von Alemann bis zum Jahr 1908.